Mobiliar
Wie bereits an anderer Stelle erwähnt, ergaben sich aus der in Niedersachsen wiederentdeckten Bauakte zahlreiche Ansatzpunkte für die weitere Erkundung der Geschichte von Haus Haan. So erwähnte der damalige Leiter des Städtischen Museums und Stadtarchivs, Dr. Gerhard Kaldewei, in seinem einseitigen Brief vom 8. Mai 1990 an Frau Dr. Nicolaisen, dass „mittlerweile schon ein Student der Fachrichtung Photographie der Fachhochschule Krefeld, Abtlg. Desgin (bei Prof. Dr. Rolf Sachsse)“ viele Details des Hauses aufgenommen habe.
Nach einiger Recherche konnte ich glücklicherweise am 22. Mai 2024 mit Herrn Prof. Dr. Sachsse telefonieren. Dieser erinnerte sich – nach fast 35 Jahren! – sofort an Haus Haan sowie die Tatsache, dass einer seiner Studenten dort Fotos gemacht hatte. Noch am selben Tag konnte er mir nicht nur den Namen des Studenten nennen, sondern hatte bereits den Kontakt zu diesem für mich hergestellt.
In einem Telefonat mit diesem damaligen Studenten war schon für den 26. Mai 2024 ein Treffen mit ihm in Haus Haan verabredet. Der ehemalige Student, Prof. Dr. Klaus Kuenen, doziert heutzutage selbst an einer privaten Universität in Köln.
Glücklicherweise hatte der ehemalige Straelener die Negative seiner 1991 im Rahmen seiner Studienarbeite gemachten Aufnahmen aufbewahrt und konnte zudem nette Dönekes von seinen Tagen in Grieth am Rhein beziehungsweise bei und mit Frau Haan erzählen.
Die folgenden Fotos zählen zu den – zumindest bisher – ältesten, die aus dem Inneren des Hauses überliefert sind. Da er sie für seine Studienarbeit anfertige, ist jede Aufnahme perfekt und heutzutage ein wahrer Schatz. Diese Fotos helfen im Besonderen bei der Wiederherstellung des originalgetreuen Zustands etlicher Details.
Ganz besonders wertvoll sind die Fotos, die die originale „BAUHAUS-Einbauküche“, den Esstisch mit den beiden Stühlen sowie die beiden vermutlich ebenfalls vom Architekten des Hauses entworfenen Schränke dokumentieren.
Zunächst fällt der Blick auf den aus quadratischen (10 x 10 cm), weinroten und weißen Fliesen hergestellten Boden, der aus dem Baujahr des Hauses stammt. Dieser ist erfreulicherweise, wenn auch mit einigen Schadstellen, bis heute erhalten. Die Wände waren ursprünglich oberhalb einer Reihe vermutlich schwarzer Sockelfliesen mit neun Reihen 15 x 15 cm großen Fliesen in einem gebrochenen Weißton verkleidet. Diese hat bedauerlicherweise der letzte Nutzer des Hauses entfernt. Die Fensternische war ebenfalls mit diesen Fliesen belegt.
Typisch für die damalige Zeit bzw. die Ideen der BAUHÄUSLER sind die zahlreichen hilfreichen Kleinigkeiten, die das Arbeiten in der Küche erleichterten. Die bodengleiche Nische innerhalb der Küchenzeile, ganz links, z.B. für Getränkekästen. Darüber das praktische integrierte Brot-Fach. Unterhalb der links des tiefen keramischen Spülbeckens mit dreieinhalb Sechserreihen bemalter, eingelassener Fliesen ausgestatteten Arbeitsplatte befand sich ein ausziehbares Arbeitsbrett. Die fünf großen runden Löcher in der Küchenfront unterhalb des Spülbeckens bzw. oberhalb des darunter befindlichen Schrankbereichs ermöglichte die Luftzirkulation. Links neben dem Küchenblock, fast auf der Höhe der Arbeitsplatte, der elektrische Herd mit einer darüber waagerecht an der Wand installierten Leuchtstofflampen-Leuchte mit praktischem Zugschalter. Zu guter Letzt sei auf die in die Wandfliesen integrierte Seifenschale oberhalb des Spülbeckens hingewiesen. Schubladen und Schranktüren sowie die Einfassung des Spülbeckens waren in einem gebrochenen Weißton, der Rahmen der Einbauküche in einem hellen Grauton gehalten.
Der achssymmetrisch aufgeteilte rechte Teil der Einbauküche besteht aus zwei großen Schranktüren, die ergonomisch jeweils in Richtung Wand öffnend angeschlagen sind.
Gleiches gilt für die beiden jeweils mit drei Viererreihen senkrecht stehender, klarer Strukturglasscheiben bleiverglasten Türen im oberen Teil der Mitte des Schranks.
Zentral angeordnet zwei nach unten öffnende Klappen. Im mittleren unteren Bereich dann, abweichend von der Gesamtgestaltung, eine asymmetrische Aufteilung – links eine recht hohe Tür, rechts sechs gleichhohe Schubladen.
Im Gegensatz zu allen anderen Schubladen und Türen sind die schrankhohen Türen nicht mit runden Holzknöpfen, sondern mit senkrecht ausgerichteten, seitlich geschwundenen Griffen aus Metall ausgestattet.
Die Farbgestaltung dieses Teils der Einbauküche entspricht dem seines Gegenübers.
Die etwa 70 x 90 cm große (im Verhältnis zum Wand- und Bodenfliesenmaßen), glatte, hölzerne Tischplatte war ausziehbar – ein weiteres praktisches Detail für den Alltag. Auch die Schublade des Tisches hat einen Holzknopf, wie er für die beiden Küchenzeilen Verwendung fand. Im Gegensatz zu den hinteren Stuhlbeinen, haben die vorderen Beine der beiden identischen Stühle, die sehr schlicht sind und nur aus gradlinigen Bauteilen bestehen, genau wie alle vier Tischbeine, Querprofile in Form von drei Stäben sowie spatenförmige Füße.
Die beiden Küchenstühle, die im Besitz der Nichte von Frau Haan sind, haben eine glatte hölzerne Sitzfläche, die bis heute hellblau gestrichen ist. Die Farbgestaltung von Tisch und Stühlen dürfte der der Einbauküche entsprochen haben. Der Verbleib des Tisches ist leider bis heute ungeklärt.
Dieser Kleider- oder Vorratsschrank mit schlichtem Kranzprofil stand zum Zeitpunkt der Aufnahme im Heizungskeller (Raum 0.5) vor der südwestlichen Wand.
Die vierfach kassettierte Tür links des Schranks führt in den ersten der beiden Kellerräume unterhalb des Vorgartens (Raum 0.6). Aufgrund der Türrahmenhöhe sowie den erkennbaren, 25 x 25 cm großen blau-weißen Linoleum-Fliesen müsste der Schrank etwa 185 x 70 x 70 cm groß gewesen sein.
Interessant ist, dass er keinen Türgriff hat, sondern nur ein ovales Schießblech und einen einfachen Schlüssel mit einem durch filigrane Stege unterteilten Bügel. Die beiden vorderen Schrankfüße sind – identisch zu denen der Vitrine – als profilierte Sockelfüße ausgeführt.
Konstruktiv dürfte es sich dabei um eine damals sehr moderne Plattenbauweise handeln. Tür und Seiten bestanden vermutlich aus sogenannter Tischlerplatte. Der Verbleib des Schranks ist leider bis heute ungeklärt.
Die Vitrine stand zum Zeitpunkt der Aufnahme im ersten der beiden Kellerräume unterhalb des Vorgartens (Raum 0.6) vor der abgeschrägten Raumecke zu Raum 0.7.
Da dieser Kellerraum 180 cm hoch ist, müsste die Vitrine ca. 170 cm hoch gewesen sein. Obwohl die beiden Schubladen denen der Küchenschränke ähnlich erscheinende Griffe haben, hat keine der beiden sich überdeckenden Flügeltüren, in Analogie zum anderen Schrank, einen Türgriff, sondern nur ein ovales Schießblech und einen einfachen Schlüssel mit einem durch filigrane Stege unterteilten Bügel.
Die beiden verschiebbaren klaren Scheiben sind aus Eisblumenglas gefertigt und haben jeweils eine vertikal angeordnete ins Glas eingeschliffene Griffmulde. Auch der Verbleib der Vitrine ist leider bis heute ungeklärt.