Sanierung I / 2024

Mitte Februar konnte auf Eigeninitiative hin und mittels eines privaten Kontakts eine „Fachfrau für Farben“ des Landschaftsverband Rheinland (LVR) – Amt für Denkmalpflege im Rheinland in Grieth am Rhein begrüßt werden. Sie hat Farbproben von Metall (Dachgeschoss-Gitter), Holz- (Fenster und Türen) und Putz (Wände) genommen und später im Labor mittels Schnittproben analysiert. Die unerwartete Erkenntnis der Gutachtlichen Stellungnahme, die im Mitgliederbereich einsehbar ist, war, dass die Fenster von Haus Haan im Ursprung außen in einem massiven Blauton gestrichen gewesen sind. Zuvor waren schon in Eigenregie Reste historischer BAUHAUS-Tapeten gesichert worden.

Mitte Februar wollte es sich der Architekt Werner van Ackeren aus Kleve nicht nehmen lassen die Baustelle zu besuchen. Grund dafür war, neben fachlichem Interesse, vor allem die Tatsache, dass er auf Bitte seiner Mutter im Winterhalbjahr 1953/54 bei Ehepaar Haan „Unterschlupf“ gewährt bekommen hatte. Er hatte 1953 eine Lehre bei Schreinermeister Johann Rietmann in Grieth am Rhein begonnen, musste dazu aber täglich mit dem Fahrrad von Kellen nach Grieth am Rhein und zurück fahren. Dies schien seiner Mutter im Winterhalbjahr zu gefährlich, so dass sie bei Margarete Haan um Unterkunft für ihren Sohn bat.

Wie gerufen kam Theo Thünnissen Mitte Februar des Weges und erklärte sich spontan bereit eine gebrochene Scheißnaht am originalen Brüstungsgeländer zum tiefen Garten zu reparieren.

Die jahrelange Durchfeuchtung des gesamten Gebäudes – vor allem aufgrund des verstopften Flachdachabflusses, was die „Entwässerung“ der Niederschläge durch das Treppenhaus bis in den Keller zur Folge hatte, aber auch aufgrund offener Fenster und Türen sowie der fehlenden Heizung – waren sämtliche Putze „morsch“. In Absprache mit der Denkmalbehörde durften sie daher zurückgebaut werden. Auch der sogenannte „Holzestrich“ was durch eindringende Feuchtigkeit aufgequollen und hatte deswegen unendlich viele Risse. Eine Sanierung war bedauerlicherweise unmöglich.

Nach intensiven Recherchen wurde zudem herausgefunden, wieso die bunten Handabdrücke an Wänden und Decke in der Garage entstanden waren und wer diese gemacht hatte. Es waren ehemalige Mieter, die die Garage zum Spielzimmer für ihre Kindern umfunktioniert hatten. Um das große Spielzimmer bunter zu gestalten tunkten sie die Kinderhände kurzerhand in Farbe und „stempelten“ damit Wände und Decke der Garage.

Also nächstes war die Reinigung der Fassade aus Ringofen-Klinkern des untersten Stockwerks von Haus Haan angesagt. Das eindrucksvoll sichtbare Ergebnis sprach für die Investition an Zeit und „Badespaß“. Und da der Hochdruckreiniger schon einmal vor Ort war, musste die verputzte Betonmauer vom tiefen Garten zum Deich hin auch gleich dran glauben.

Vor dem Rückbau der Putze waren die überwiegend originalen Zimmertüren aus Holz ausgebaut worden. Sie werden bei der Schreinerei Peters im benachbarten Stadtteil Wissel denkmalgerecht aufgearbeitet werden. Um auf der Baustelle etwas mehr Platz zu bekommen wurden sie in die Werkstatt in Wissel transportiert.

Ein lieber Feuerwehrkamerad war bereit eine Kernbohrung in der Decke des Obergeschosses auszuführen. Gesagt – getan! Dadurch konnte der tatsächliche Aufbau der Geschossdecke (eine „Remy-Systemdecke“) zweifelsfrei nachgewiesen werden. Außerdem wurde klar, dass auf dieser eine zeitgemäße Dämmung aus etwa 10 cm „Lavagrütze“, eine Ausgleichsschicht sowie – über die Jahrzehnte „angesammelt“ – sieben Lagen Bitumenbahn liegen. Eine wesentliche Information zur Planung der fachgerechten Sanierung der Flachdachbereiche. Das gebohrte Loch wurde unmittelbar nach der Probenahme wieder mit einem Bitumenflicken verschlossen.

Von dem ursprünglich das gesamte Grundstück umgebenden Zaun stehen bis heute noch die acht Felder, die die Absturzsicherung zum tiefen Garten darstellen. Beim Abschleifen des ersten Feldes wurden die über die Jahrzehnte seiner Existenz aufgebrachten Farbschichten sichtbar. Zudem kam ein in das Rohr eingegossenes Hersteller-Symbol (Infos hierzu sind herzlich willkommen!) zum Vorschein, ehe dieses Feld wieder in einem dem ursprünglichen Zustand entsprechenden Weiß gestrichen wurde.

Haus Haan verfügte schon seit seiner Errichtung 1931/32 einen Fahnenmast auf der südlichen Ecke des Dachgeschoss-Kubus. Somit war einer der ersten deutlich sichtbaren Schritte des Wiederaufbaus die Aufarbeitung und Installation eines dem originalen Fahnenmast recht ähnlichen Mastes. Zum Tag des offenen Denkmals wurde an diesem zum ersten Mal seit vielen Jahren eine Fahne gehisst. Welche Fahnen hier in der Vergangenheit gehisst wurden, ist bisher nicht bekannt (Infos hierzu sind herzlich willkommen!). Am 8. September 2024 war es eine Deutschland-Fahne und darunter die neu hergestellte Haus-Haan-Fahne mit dem von Lutz Kühnen entwickelten Text-Logo / Schriftzug Haus Haan. Zudem stehen seither links und rechts des Schaukastens zwei 7 m hohe, 7,7 m lange Alu-Fahnenmasten (siehe Dachgepäckträger), die zu besonderen Anlässen aufgerichtet und beflaggt werden.

Nachdem die obere Schicht des lehmhaltigen Bodens im tiefen Garten entfernt war, lieferte der Sponsor Garten und Landschaftsbau Poscher Mutterboden an. Die räumliche Enge und die Witterung hätten kaum herausfordernder sein können. Aber, Arbeiten mit Profis und dem passenden Gerät ist die halbe Arbeit!

Nachdem die Räumung und Entkernung des Baudenkmals erfolgreich gemeistert war, kamen die Fachleute des Sponsors BELFOR erneut zum Einsatz. Mittels eines hochauflösendem 3-D-Scanners erstellten sie eine zweite Dokumentation des gesamten Inneren des Hauses. Aus knapp 900 mit einer Drohne gemachten Fotoaufnahmen des Äußeren des Hauses wurde ein 3-D-Modell errechnet. Diese Scans, sogenannte „digitale Zwillinge“, können sich Mitglieder des Fördervereins Haus Haan e.V.  (<= webseiteninterner Link) auf den ihnen exklusiv zugängigen Bereichen dieser Webseiten interaktiv nutzen.

Auch wurde noch Sand im tiefen Garten benötigt, der aus der nahegelegenen sand- und Kiesbaggerei im Kalkarer Stadtteil Hönnepel stammt. Es ist immer wieder respekteinflößend den riesigen Radlader neben dem „kleinen“ Doppelachs-Kipper-Anhänger (2t Zuladung) zu sehen.

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