II / 2025
Auch die bedauerlicherweise erforderliche Sanierung des bauzeitlichen und für die Epoche Neues Bauen stilistisch exemplarischen Hochbeets vor Haus Haan dauert schon eine Weile an (vgl. I/2025). Gartenseitig wurden an beiden Enden des Hochbeetes 50-ger Kernbohrungen erstellt in die Ausflussrohre aus Edelstahl eingebaut wurden. Anschließend wurden alle Kanten des Hochbeets mit einem Dichtband versehen und anschließend auf die Innenseiten ein durckwasserdichtes flüssige Beschichtung aufgetragen. Somit fehlt nun nur noch eine dauerhafte Bepflanzung. Ein sehr ähnliches Hochbeet gibt es vor dem Museum Chabot in Rotterdam. Auch hier befindet sich das Hochbeet links vor der Haustür, beginnt mit einem Halbrund und ist aus Ziegelsteinen errichtet.
Breits im ersten Halbjahr konnte die erste neue Schicht Bitumenbahnen auf das große Flachdach aufgebracht werden, die an die vorhandene Attika angeklebt wurde. Während der Reinigung der Fassade wurden bedeutsame Risse sichtbar, die von den Wurzeln des vormals intensiven Bewuchses der Fassade mit Efeu verursacht wurden. Die ernüchternde Erkenntnis: mehrere Schichten des Mauerwerks der Attika mussten daher zurückgebaut werden. Anschließend musste das Wurzelwerk restlos entfernt werden bevor die Attika neu aufgemauert und neu verputzt wurde. Abschließend wurde Bitumen-Voranstrich aufgebracht, damit im Frühjahr 2026 die Dämmplatten sowie die zwei abschließenden Schichten Bitumenbahnen durch das Dachdecker-Meisterbetrieb Lippes Bedachungen GmbH verbaut werden können.
Bezüglich der Fenster von Haus Haan geht es – langsam aber sicher – voran. Dazu wurden in Absprache zwei Sets Proben aus den Fensterrahmen entnommen, um diese durch das LVR – Amt für Denkmalpflege im Rheinland – befunden zu lassen. Grund hierfür war der Wunsch die bauzeitliche Farbgebung der Fenster (außen wie innen) – möglichst zweifelfrei – zu klären. Eine erste Beprobung hatte die Annahme massiv blauer Fenster ergeben. Anfang Herbst hatte Herr Prof. Dr. Friedrich Schmuck seine Bereitschaft kommuniziert die Sanierung von Haus Haan als ausgewiesener Experte für Farbgestaltung zu unterstützen. Ende Oktober hat er sich einen ersten persönlichen Eindruck für die Erarbeitung seiner Farbkonzepte vor Ort verschaffen können. Last but not least ermöglichte glücklicher Zufall die Bergung von zwei der vier Bleiverglasungen der zum Abriss stehenden Leichenhalle im Stadtteil Appeldorn. Die stehenden Rauten dieser Fenster entsprechen der einzigen nicht mehr im Original vorhandenen Bleiverglasung des Küchenfensters von Haus Haan. Sie wurden zur Fachfirma Hein Derix GmbH & Ko. KG in Kevelaer verbracht, wo sie nun – zusammen mit den sieben Originalverglasungen – saniert werden.
Nachdem der das Sanierungsprojekt unterstützende Statiker Neinhuis Bedenken bzgl. der Stabilität der Decke oberhalb der sogenannten Kammer geäußert hatte, fiel in Abstimmung mit der Unteren Denkmalbehörde die Entscheidung diese zurückzubauen – was das weitere Vorgehen nicht vereinfachte. Nach intensiven Abwägungen der Möglichkeiten wurde der Entschluss gefasst die Decke durch eine Balkenkonstruktion zu ersetzen. Dazu mussten zunächst die Moniereisen entfernt werden und die Reste der vormaligen Betondecke lotrecht zu den vier Wänden entfernt werden. Dann wurde der Rahmen des Dachstuhls mittels Gewindestangen, die in den Rest der Betondecke, nun eher ein Betonrähm, eingebohrt und -geklebt wurden, befestigt. Nachdem die Sparren, die den vorgesehenen Einbau eines großen planen Dachflächenfensters berücksichtigten, montiert waren wurden die Rauspundbretter als Grundlage für den weiteren Dachaufbau verschraubt. Um nach Wochen „oben ohne“ wieder dicht zu sein wurde umgehend die erste Lage Bitumenbahnen aufgebracht. Es folge der zeitaufwändige Zuschnitt der Dämmplatten auf der Attika der Kammer sowie deren Montage. Nachdem nun endlich wieder alles dicht war, schnitten die Dachdecker zum anstehenden Einbau des VELUX-Dachflächenfensters ein 151 x 151 cm großes Loch in die bis dato dichte Dachfläche. Nach seiner Montage konnte die nicht weniger detailreiche Installation der Dämmplatten auf der kleinen Dachfläche sowie auf der Innenseite der Attika erfolgen. Last but not least verklebten die Mitarbeiter des Dachdecker-Meisterbetriebs Lippes Bedachungen GmbH die abschließenden zwei Lagen Bitumenbahnen. Nun fehlt zur endgültigen Fertigstellung dieses Daches lediglich der Zuschnitt der zzt. noch überstehenden Dämmung auf der Attika, die Installation der Blechabdeckung sowie der dauerhaft regendichte Verschluss der beiden Kamine, deren Putz zuvor noch saniert werden muss.
Dank einer weiteren das Sanierungsprojekt unterstützenden Fachfirma, Quarz Stein Thun (QST) aus Kleve, konnten die Reste des durch Wassereintrag massiv geschädigten und daher in Abstimmung mit dem Unteren und Oberen Denkmalamt manuell zurückgebauten Holzestrichs abgeschliffen werden. Die ist die Voraussetzung für den Einbau sämtlicher neuer und aufgearbeiteter Bodenbeläge. Durch das Abschleifen wurden (leider) feine Risse in den Bodenplatten im sogenannten Herren- und Damen-Zimmer, beide im Erdgeschoss des Hauses, sichtbar. In weiteren Schritten wurden diese Haarrisse nach Vorgabe der die Sanierung von Haus Haan fachkompetent unterstützenden Firma Gebrüder Gründemann alle 20 cm aufgebohrt, ausgeblasen und mit Epoxidharz verfüllt.
Wie schon der Einbau der neuen Kammer-Decke war auch die Installation und der Anschluss des HAKs, des sogenannten Hausanschlusskastens, ein erfreuliches Ereignis. Sind es doch erste sichtbare Zeichen des beginnenden Wiederaufbaus nach Monaten der Abriss- und Rückbauarbeiten. Zunächst sperrte das durch das Energieversorgungsunternehmen (EVU) beauftragte Tiefbauunternehmen gemäß straßenbaurechtlicher Genehmigung des Kreises Kleve den Fischerwall vollständig. Anschließend nahm es die Basaltsteinpflasterung auf und erstellte mittels Presslufthammer und Mini-Bagger ein Loch um das in der Straße verlaufende Stromkabel. Nach mehreren vergeblichen Versuchen gelang es letztendlich problemlos die Hausanschlussleitung durch das bereits vor dem Aufstellen des Baugerüsts verlegte Leerrohr bis ins Haus zu führen. Einige Tage danach erfolgte der Anschluss des HAKs sowie das Anmuffen der Hausanschlussleitung an das in der Straße verlaufende Kabel durch ein anderes Fachunternehmen. Ruck-zuck – fertig! Erneut einige Tage später verfüllte das Tiefbauunternehmen das ausgehobene Loch, verlegte die Pflasterung aus Basaltstein kunstvoll und hob die Straßensperrung zur Freude aller Nachbarn auf – als wäre nie etwas passiert. So soll’s sein!
Glücklicherweise befanden sich bei Übernahme des Hauses die meisten der originalen gusseisernen Heizkörper noch an ihren ursprünglichen Plätzen und waren unbeschädigt. Lediglich die schönen originalen Ventile waren irgendwann während der letzten Jahrzehnte gegen vermeintlich praktische und faktisch optisch unpassende Thermostate ausgetauscht worden.
Nachdem Versuche die Heizkörper vor Ort mittels mobiler Strahltechnik mit verschiedenen Sandsorten, Metallkörnern und Eis zu entlacken fehlgeschlagen waren, wurde es erforderlich „die schweren Biester“ (max. 230 kg) außerhalb zu bearbeiten. Dazu war neben viel Muskelkraft auch der Einsatz des Krans erforderlich, da ein manueller Transport aus dem Obergeschoss über die marode Treppe unmöglich war. Da die Bemühungen zum Entlacken der Heizkörper auch in einer stationären Sandstrahlkabine fehlschlugen und nach Aussage des Fachunternehmers eine thermische Entlackung Schäden befürchten ließ, wurde das kleine abgebrochene Stück eines der Heizkörper probehalber zur chemischen Entlackung in die Niederlande verbracht. Das Ergebnis war hervorragend, bedauerlicherweise aber auch extrem teuer. Mittels eines sogenannten Nippel-Schlüssels, den uns dankenswerterweise der Sanitär- und Heizungsbau-Meisterbetrieb Claassen aus Kleve zur Verfügung stellte, konnte die gebrochene Rippe ab- und die beiden Reststücke wieder zusammen-genippelt werden. Wie schnell die gestrahlten Heizkörper wieder Rost ansetzen, ist eindrucksvoll auf den Fotos zu sehen.
Ein erfreulicher Zufall wollte es, dass auch Herr Seidel (von Reskon in Greifswald) den Artikel über die Sanierung von Haus Haan in der diesjährigen Ausgabe der Fachzeitschrift Denkmal SANIERUNG gelesen hat. Er war in Besitz einer ausreichenden Anzahl von Heizkörperventilen, die baugleich zu denen sind, die in Haus Haan verbaut waren. Spontan erklärte er sich bereit mit deren Überlassung die Sanierungsbemühungen zu unterstützen.
Noch beeindruckender war der sich anschließende Zufall: die Ventile gelangten nicht per Post, sondern per Boten an den Niederrhein. Ein Bekannter des Material-Spenders, ein Architekt aus Stralsund, fuhr nach Kleve, um dort seinen Vater zu besuchen. Dieser war der Klever Architekt Werner van Ackeren, der während seines ersten Lehrjahres in der Schreinerei am Griether Markt in Haus Haan wohnte. In der damaligen Schreinerwerkstatt befindet heute das Griether Hanselädchen.
Ende des zweiten Quartals 2025 wurde Haus Haan vom Unternehmen Gerüstbau Peters aus Bedburg-Hau vollständig eingerüstet und seine Fassade mit Hilfe eines Höchstdruckreinigers (500 bar, bis zu 100 °C heißes Wasser), der von der Peter und Josef Janßen Malerbetrieb GmbH aus Kleve zur Verfügung gestellt wurde, gereinigt. Nach der fachmännischen Überprüfung der nun freiliegenden Oberfläche durch den öffentlich bestellten und vereidigten Sachverständigen für das Maler und Lackierer Handwerk, Olaf Kallweit aus Goch, folgte seine ernüchternde Einschätzung: „Die Wände müsst Ihr auch noch abschleifen!“. Grund hierfür war die Tatsache, dass auf Teilbereichen die ursprüngliche Fassadenfarbe dem Wasserdruck widerstanden hatte. Abfallen würde sie daher sicherlich nicht, aber es bestand die Befürchtung von „Unverträglichkeiten“ zwischen neuen Materialien und alter Farbe. Da alles Jammern nichts nützt ging’s ans Werk. Nach dem Schleif-Marathon wurden etliche feine Risse im sehr harten Zementputz sichtbar. Diese wurden gewässert, verfüllt und geglättet. So präpariert sollte die Fassade den Winter unbeschadet überstehen und freut sich auf den Abschluss ihrer Sanierung im Frühjahr 2026.
Im zweiten Halbjahr 2025 wurden Beiträge zu Haus Haan in der jährlich erscheinenden Fachzeitschrift Denkmal SANIERUNG, im Magazin Rheinischen Heimatpflege, herausgegeben vom Rheinischen Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz und im Heimatkalender für das Kleverland auf das Jahr 2026 veröffentlicht.










































































