II / 2023
Am Montag, den 2. Oktober 2023 war es endlich so weit. Nach 12 Jahren intensiver Bemühungen wurde der Kaufvertrag des Hauses von der Eigentümerin, die es 1997 von den vier Erben von Frau Grete Haan gekauft hatte, im Notariat Dr. jur. Wolf-Heinrich Geißel unterzeichnet. Damit war der lange ersehnte Startschuss zur Rettung dieses außergewöhnlichen Baudenkmals gegeben
Erst zwei Tage später war die Besorgnis über das, was es vor Ort absehbar zu entdecken galt durch Vorfreude und Neugirde besiegt. Somit ergaben sich am Mittwoch die ersten konkreten Eindrücke der „Situation vor Ort“. Diese waren, wie die folgenden Fotos eindrücklich präsentieren, „interessant“.
An dieser Stelle sei erwähnt, dass die noch nicht bestehende Möglichkeit Gerüche digital zu übermitteln sich dabei von Vorteil erweist.
Anschließend wurde die „Botanik“ rund ums Haus und im Haus – das Efeu war über die Jahre sogar eine Symbiose mit einem der Sofas eingegangen – betrachtet und aufgenommen. Es war, im wahrsten Sinne des Wortes, zu offensichtlich, dass – neben der „Biomasse“, die die bis zu zwölf nahezu ausschließlich im Haus gehaltenen Hunde hinterlassen hatten – auch der BEwuchs im Außenbereich zeitnah entfernt werden musste. Nur so – und durch das Ausräumen der Massen an Unrat – war die dringend erforderliche Trocknung des Hauses überhaupt denkbar.
Bereits am 12. Oktober war dann der erste Sponsor vor Ort, die Firma BELFOR. Sie hat mittels hochauflösendem 3-D-Scanner (innen) sowie mittels Drohne (außen) die Daten aufgenommen, auf deren basis anschließend ein sogenannter digitaler Zwilling von Haus Haan erstellt werden konnte. Durch diese digitale Archivierung des „Urzustandes“ konnte seither schon die ein oder andere Frage eindeutig geklärt werden, obwohl die damalige Situation nicht mehr real vorhanden ist. Diesen digitalen Zwilling können sich Mitglieder vom Förderverein Haus Haan e.V. über einen exklusiven Zugang zur entsprechenden Webseite jederzeit und interaktiv ansehen.
Am Tag darauf stand auch für Greith am Rhein fest, „die Mauer muss weg!“ Nach der Genehmigung durch die Untere Denkmalbehörde der Stadt Kalkar wurde, mit tatkräftiger Unterstützung durch den Nachbarn, an dessen Haus die Mauer an der rechten Seite grenzte, die Trennung der Mauer von den beiden Häusern hergestellt sowie der Sturz über dem bisherigen Durchgang entfernt. Das Highlight jedoch war die sehr nette Willkommens-Geste eines Nachbarn, der um die Mittagszeit mit einem frisch gebackenen Apfelpfannekuchen – samt Zimt und Zucker – für Energienachschub sorgte. Danke!
Schlag auf Schlag ging es weiter.
Ein Bekannter war bereit seinerseits Aufnahmen von Haus Haan zu machen, die in der damaligen Zukunft – jetzt, hier – zum Einsatz kommen sollten. Auch er war schwer beeindruckt von der Situation in der sich das Haus zu diesem Zeitpunkt noch befand.
Ein Nachbar hatte gefragt, ob er den alten Schiffermast, eine sehr typische, wenn nicht für Griether soagr notwendige Einrichtung, haben dürfe. Selbstverständlich durfte er. Und so standen ruck-zuck vier Mann bereit, um den Masten fachkundig aus den Fängen des Efeus und von seinem massiven Betonfundament zu befreien. Die erforderliche Lieferung gab’s frei Haus dazu. Seither steht er, nach seiner liebevollen Sanierung, gut sichtbar und beflaggt am Stadtwall.
Mindestens für die vergangenen fünf Jahr – während der das Haus unbewohnt und vollgemüllt war – ist das gesamte Regenwasser, das auf das Flachdach des Hauses fiel, aufgrund des verstopften Abflusses über die schöne originale Holztreppe bis in den Keller gelaufen. Nachdem der „Stopfen“ gefunden und gezogen wurde, lief die „Badewanne“ lautstark leer. Danach wurde etwa 1 m³ Biomasse abgeschoben. Interessant war auch die Symbiose zwischen Gras und Metalldrahtgeflecht. Gegen Nachmittag waren dann die Bitumenbahnen der Dachabdeckungen das erste Mal seit langer Zeit wieder sichtbar.
Am nächsten Tag wurde der „Grünbereich“, der sich oberhalb des unterkellerten Gartens befand, zurückgeschnitten. Dadurch war endlich ein recht freier Zugang zum Haus möglich, um in den folgenden Tagen weitere Arbeiten am Haus ausführen zu können.
Die Entfernung des massiven Efeu-Bewuchs, der sich über Jahre ungehindert an den Fassaden entwickeln konnte und dabei auch die vier Blendläden am „guten Gästezimmers“ vollens hat verschwinden lassen, war eine wirklich große Aufgabe. Durch den Einsatz eines Teleskopgreifers und dankenswerter Unterstützung durch die Nachbarschaft konnte die Biomasse besiegt werden.
Der nächste Schritt war die Räumung des extremen „Hausrats“ des Mietnomaden-Messies. Da bei der Räumung auch insgesamt sechszehn Moterroller zur Tage gefördert wurden, wurde die Polizei hinzugezogen um sicherzustellen, ob diese ggf. als gestohlen gemeldet sind. Erfreulicherweise waren sie aber nicht (mehr) bei der Polizei als gestohlen gemeldet. Somit freute sich kurz darauf ein befreundeter Zweiradmechaniker über die unerwartete Aufstockung seines Ersatzteillagers.
Da der „Hausrat“ bei der Räumung nach Werk- bzw. Wertstoffen sortiert wurde, konnt er anschließend sortenrein entsorgt werden. Es waren allein etwa 6,6 t / 40 m³ Restmüll, gute 30 m³ Sperrmüll, etliche Doppelachsanhänger-Ladungen Papier und Metall sowie eine Ladung „Gefahrstoffe“ (Lacke, Farben, Öle, Fette, Batterien, etc.). Über den Inhalt des Raums unterhalb der Treppe, der mit Brennholz vollgestopft war, hat sich einer der fleißigen Nachbarn gefreut.
Mit schwerem Gerät wurde – selbstverständlich nach Abstimmung mit der Unteren Denkmalbehörde – erst die Mauer zwischen Fischerwall zum tiefliegendem Garten entfernt und anschließend der restliche Bewuchs aus dem Vorgarten entfernt. Danach war der verputze Teil der SO-Fassade des Hauses zum ersten Mal seit vielen Jahren wieder zu erkennen.
Mit viel Fingerspitzengefühl wurde abschließend noch der widerspenstige Rest des Efeu-Bewuchs mit Hilfe des Baggers entfernt. Interessant war zu sehen, dass die Ringofenklinger, mit denen die unterste Etage des Hauses rundherum verblendet ist, ebenso wie die Fugen dazwischen so hart sind, dass im abgerissenen Efeu sowohl die Konturen der Fugen als auch der Kopfsteine deutlich zu erkennen sind.
Am letzten Tag des Jahres zeigte sich das Winterwetter von seiner schönsten Seite. Bei herrlichem Sonnenschein entstanden die Fotos der Silouette der Hansestadt Grieth am Rhein und des Aalschockers, Anita II, der auch auf dem Wimmelbild von Haus Haan dokumentiert ist.