Sanierung II / 2024

Ein alter Schaukasten, der vor Jahrzehnten mal an einer heute nicht mehr existenten Tankstelle in Kalkar gestanden hat, erschien das ideale Instrument zu sein, um die zahlreichen Fahradfahrer und Besucher der Hansestadt Grieth am Rhein über die Geschichte von Haus Haan sowie über aktuelle Geschehnisse und Veranstaltungen zu informieren. Dazu wurden seine Stahpfosten entrostet und neu lackiert. Ein befreundeter (inzwischen ehemaliger) Nachbar, Metallbauer, war in der Lage udn bereit die Reparatur mit einem Spezialwerkzeug zu unterstützen. Kurz danach stand der Schaukasten an seiner neuen Stelle, wo er seither seine Informationen preisgibt.

Von Beginn der Sanierungsarbeiten an lag ein Fokus auf den kunstvoll gearbeiteten, überwiegend farbigen Bleiverglasungen. Nach aktuellem Recherchestand waren urspünglich sieben Fenster/ -flügel sowie der Glaseinsatz der Tür zum Flachdach mit diesen ausgestattet. Während eines Ortstermins war auch Herr Jörg Derix, Geschäftsführer der Hein Derix GmbH & Ko. KG, sofort vom Haus-Haan-Virus befallen, so dass er sich im Nachgang dazu bereit erklärt hat das Sanierungsvorhaben mit seiner Expertise zu unterstützen. Anschließend wurden besagte Fenster/flügel und Tür in die Fachwerkstatt in Kevelaer gebracht, die man durch ein beeindruckendes Eingangsportal betritt. Innerhalb kürzester Zeit kittete einer der sehr erfahrenen Mitarbeiter die durch Wind und Wetter gezeichneten Bleiverglasungen aus. Nach der fachmännischen Beschriftung wurden sie in Schubkästen gelegt und sehen seither in einem Regal ihrer denkmalgerechten Sanierung entgegen.

Nach Rücksprache mit einem Dachdeckermeister fiel die Entscheidung zur Herstellung einer dünnen Betonplatte zwischen dem das Grundstück umlaufenden Mäuerchen und den Kellerräumen unterhalb des Vorgartens. Grund hierfür war, dass – im Gegenteil zu den anderen Außenwänden – eine Freilegung dieser Außenwand aufgrund des in das Grundstück einragenden Deichs nicht ohne enormen bautechnischen Aufwand – wenn überhaupt – möglich gewesen wäre. Im kommenden Jahr wird dann die bereits mit Betumenvoranstrich behandelte Betonplatte zeitgleich mit den anderen Dachdeckerarbeiten abgedichtet. Dadurch sollten dann die fechten Stellen im Keller nach einem endgültigen Abtrocknen der Vergangenheit angehören.

Im August fand das Haus-Haan-Virus sein nächstes Opfer, Dirk Schoemakers. Er verfiel bei seinem ersten Besuch dem Charm des Hauses und war anschließend leicht davon zu überzeugen die Sanierung durch die Schaffung der Webseiten zu unterstützen, die Sie gerade interessiert lesen.

Ein weiterer überzeugter Unterstützer fand sich in Firma Heinrich Niemeier GmbH & Co. KG, die die benötigten Rasenbordsteine zur Verfügung stellte. Die Rasenbordsteine wurden parallel zu den Hausaußenwände verbaut. Nachdem in den entstandenen Randstreifen Leerrohre und Elemente des Bewässerungssystems eingebaut waren, wurde er mit Basaltsplitt (angepasst an die Pflasterung der angrenzenden Straße Fischerwall) aufgefüllt. Und auch der kleinen Raupe schien ihre neue gestaltete Umgebung zu gefallen.

Weitere erfreuliche Unterstützung kam vom Griether Paul Reymer. Er stellte neben seinem Fachwissen, Arbeitskraft und benötigte Gerätschaften zur Verfügung, u.a. um die Stellfläche zwischen Haus Haan und dem Gebäude der ehemaligen Ölmühle von Ludwig Haan herzustellen. Dabei kamen Wabenmatten aus Kunststoff zum Einsatz, die einem Verschieben des Basaltsplitts während des Ein- und Ausparkens entgegenwirken. Zudem bieten sie einen dauerhaft stabilen Untergrund für die abgestellten Fahrzeuge, der aber zeitgleich keine Versiegelung darstellt und somit Regenwasser ungehindert durchlässt.

Ein Highlight des Jahres war das Wiedersehen von drei Freunden aus Kindertagen – nach siebzig Jahren. Die Nichte von Margarete Haan, die das Haus nach ihrem Tod zusammen mit drei Neffen geerbt und anschließend veräußert hatte, reiste im Alter von 86 erneut nach Grieth am Rhein an. Diese Reise war das Geschenk ihrer Kinder zum ihrem 85. Geburtstag. Vor Ort traf sie ihre Spielkameraden Carola Klever (geb. van Loosen) und Rudi Hell, die sie während Ihres Aufenthalts bei Tante Grete nach dem Krieg kennenlernte – und seither nicht mehr getroffen hatte. Nach einem ausgiebigen Rundgang um und durch das Haus galt es beim Mittagessen im Restaurant De Deichgräf viele alte Erinnerungen auszutauschen und über die letzten siebzig Jahre zu berichten. Dabei wurden auch zahlreiche für die Sanierungsarbeiten relevante Informationen erwähnt. Vor der Rückreise schenkte die Nichte dem neuen Hauseigentümer das auf dem Foto ersichtliche Gemälde von Archilles Jan Frans Moortgat, der ebenfalls eine Zeit in Haus Haan wohnte und arbeitete. Damals hing dieses Gemälde im sogenannten Damenzimmer über einer Chaiselongue (ein Liegesofa – franz. chaise longue „langer Stuhl“), die Ludwig Haan oft für seinen Mittagsschlaf nutzte.

Da die 7,7 m langen Fahnenmasten nicht dauerhaft aufgestellt sein sollen, wurden drei Zaunpfosten, die dankenswerterweise von einem Nachbarn aus Kalkar zur Verfügung gestellt wurden, mittels Rinneisen zu Mastenhaltern umgebaut. Somit haben die beiden Fahnenmasten einen Ruheplatz und sind dennoch stets griffbereit.

Am 24. Oktober fand erneut ein Treffen mit den zuständigen Vertretern der Unteren Denkmalbehörde (Kalkar), dem LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland und der Bezirksregierung Düsseldorf statt. Dabei wurden im Beisein des Vertreters des Architekturbüros Reppco, dass ebenfalls Sponsor der Sanierung ist, sowie dem Hauseigentümer weitere Details zum denkmalgerechten Vorgehen besprochen.

Das Grundstück des Hauses weist einen Höhenunterschied von einer Etage auf, was der Tatsache geschuldet ist, dass es quasi in den Deich gebaut wurde. Auf der Südwestseite liegt die Haustür auf dem Höhenniveau der Deichkrone (Schifferdamm), auf der gegenüberliegenden Nordostseite (Firscherwall) auf dem Höhenniveau des Deichfußes. In den vergangenen Jahren war immer mehr Erde des Vorgartens gegen die verklinkerte Kellerwand gerutscht, was zu Feuchteeintrag in diese geführt hat. Durch die Errichtung einer ersten Reihe Palisaden, die parallel zur Grundriss des Hauses angeordnet wurden, soll dieser Problematik nachhaltig entgegengewirkt werden.

Die Malerin des Wimmelbildes von Haus Haan, Beate Becker, hatte um eine Führung für sich und drei Freundinnen gebeten, die schließlich an einem herrlich sonnigen Dezembersonntag stattfand. Und wer das Sanierungsprojekt so nett unterstützt, der bekommt selbstverständlich auch eine private Führung. Zwei Stunden lang erfuhren die Besucherinnen und der interessierte Kalkarer Notar, Dr. jur. Wolf-Heinrich Geißel, während der Begehung des Hauses zahlreiche Hintergrundinformationen zum Haus und zu seinen Eigentümern, Bewohnern und Gästen.

Mit der Installation der vermutlich ersten Weihnachtsbeleuchtung überhaupt geht die Baustelle nun in den Winterschlaf.

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