Eigentümer, Bewohner & Gäste

Eigentümer & Bewohner

Seit seiner Errichtung in den Jahren 1931 / 1932 hatte Haus Haan erst drei Eigentümer.

Die Bauherrschaft war offensichtlich der erste Eigentümer des Hauses. Am 10. September 1932 wurde vom Bauherrn, der am 6. August 1932 Margarete Franziska Weingartz heiratete, die Gebrauchsabnahme des Neubaus „Am Damm“ beantragt, da die Nutzung des Neubaus ab diesem Tag beabsichtigt war. Bis zu seinem recht frühen Tod am 3. Februar 1966 lebte Ludwig Haan zusammen mit seiner Frau in diesem außergewöhnlichen Haus. Da die beiden keine Kinder bekamen, lebte Margarete Haan nach dem Tod ihres Mannes bis kurz vor ihrem eigenen Tod am 3. März 1997 im Haus.

Ludwig Haan, *1902, +1966
Margarete Haan - geb. Weingartz, *1904, +1997

Während der über drei Jahrzehnte als Witwe lebt Fau Haan überwiegend nicht alleine im Haus. Sie hatte spätestens seit 1974 und bis kurz nach ihrem Tod (1998) mehrere „Untermieter“. Diese wohnten allerdings räumlich über ihr, nämlich im Ober- und Dachgeschoss. Dazu wurde am oberen Ende der Treppe vom Erdgeschoss ins Obergeschoss eine hölzerne Tür mit Glaseinsatz als „Wohnungseingangstür eingebaut. Allerdings war das Treppenhaus ansonsten weiterhin offen, da die jeweiligen Mieter das Haus durch die Haustür betraten und durch den von der Hauseigentümerin genutzten Bereich des Hauses im Erdgeschoss in ihre Wohnung gelangten.

Diess Grab der Familie Irgnaz und Ludwig Haan auf dem städtischen Friedhof von Grieth wurde bedauerlicherweise im Auftrag der Erben von Margarete Haan im Juni 2022 durch den städtischen Bau- und Betriebshof der Stadt Kalkar zurückgebaut. Der GRabstein ist vermutlich vernichtet worden. Ob die Laterne, die in den Grabstein eingelassene Metalltafel und vor allem die auf dem auskragenden Sockel stehende Figur dasselbe Schicksal ereilte ist bisher ungeklärt. Hinweise / Informationen hierzu wären herzlich willkommen.

Von 1974 bis Ende September 1976 wohnten Emilie und Jacob Hell in Haus Haan, ehe sie in ihr Haus in Wissel umzogen. Anschließend wohnte Herr Schwickert exakt fünf Jahre (1. Oktober 1976 bis 1. Oktober 1981) in den vermieteten Räumen des Hauses. Dezember 1981 bis Mai 1985 wohnten dann das Ehepaar Kaiser, zuletzt mit ihrer Tochter, bei Margarete Haan. Das folgende Jahrzehnt (1987 bis Anfang 1988) nutzten die Geschwister Gertrud und Walter Schepers die Räumlichkeiten als eine Art Rückzugsort / Ferienwohnung.

Dass die Ehe von Margarete und Ludwig Haan kinderlos geblieben war, erbeten nach ihrem Tod eine Nichte und drei Neffen von ihr Haus Haan sowie andere Immobilien. Am 1. Oktober 1997 wurde Haus Haan dann an seine zweite Besitzerin veräußert.

Die zweite Eigentümerin wohnte selbst nie im Haus. Sie vermietete es über die folgenden Jahre an drei Mietparteien. Von 1998 bis zum 31. Januar 2000 erfreute sich ein Ehepaar am Haus. Anschließend bewohnten bis zum Herbst 2003 eine Familie mit ihren bei Auszug sechs Kindern das Gebäude. Mit dem Einzug des letzten Mieters im Herbst 2003 begann der Niedergang des Jahrzehnte lang penibel gepflegten Hauses rapide. Dazu erheblich beigetragen haben die „extrem ausgeprägte Sammelleidenschaft“ des Mieters sowie seine bis zu zwölf Hunde, die ihr Leben – bis sie schließlich durch das Ordnungsamt beschlagnahmt wurden – fast ausschließlich im Haus fristeten. Im Sommer 2018 verließ der letzte Nutzer das Haus. Da dieser der Hauseigentümerin keine Mieter und Betriebskosten bezahlte, investierte diese in der Konsequenz nicht in die Instandhaltung des Hauses oder in Heizöl, um das Haus beheizen zu können. Nach dem Weggang des letzten Hausnutzers stand Haus Haan über fünf Jahre vollkommen zugemüllt und dem Verfall preisgegeben leer.

Am 2. Oktober 2023 konnte ich dann endlich – nach zwölf Jahren andauernden Bemühungen – das lange unbewohnt, unbeheizt und vollgemüllte Haus ungesehen erwerben. Seit dem Tag des Kaufs laufen intensive Bemühungen die verbliebenen Bausubstanz wieder in ein architektonisches Schmuckstück zu verwandeln.

Gäste

Interessant sind sicherlich auch die zahlreichen Gäste in Haus Haan.

Vermutlich aufgrund der Tatsache, dass das Ehepaar Haan durch seine Selbstständigkeit mit der nebenan liegenden Ölsaatenmühle sowie ihrer Tätigkeit am Pro (Vorläufer des Gymnasiums) in Kalkar als Lehrerin finanziell gut aufgestellt war, hatten sie die Möglichkeit und das Interesse sich Kunst und Kultur zuzuwenden.

Dies war vermutlich auch der Grund für den freundschaftlichen Kontakt des Ehepaars Haan zum Künstler Archilles Moortgat. Beim Luftangriff auf Kleve am 7. Oktober 1944 legten britische Bomben auch Haus und Atelier des flämischen Malers und Bildhauers Archilles Moortgat an der Gruftstraße in Trümmer. Danach wurde Moortgat mit seiner Frau und einem Neffen zu seinem Freund Ludwig Haan in Grieth evakuiert. Hier blieb er bis zum Frühjahr 1945, als er erneut evakuiert wurde und in das Lager nach Bedburg-Hau kam (vgl. Buch „Archilles Moortgat 1881-1957. Ein flämischer Bildhauer und Maler am Niederrhein“).

Glücklicherweise hatte er seine Gemälde und Skulpturen – auch die Timmermannsbüste – in bei Familie Haan in Grieth in Sicherheit gebracht. Im Frühjahr 1945 konnte er mit seinen Habseligkeiten über Holland in seine Heimat, die er 1911 verlassen hatte, übersiedeln (vgl. „Der Niederrhein“, 2/2015, S.64-66).

Während seiner Zeit in Haus Haan lebten die Moortgats im „guten Gästezimmer“ (Zitat: Carola Klever, geb. van Loosen), dem Eckzimmer im Obergeschoss. Aus diesem hatte man – damals wie heute – durch die beiden großen doppelflügeligen Fenster einen herrlichen weiten Blick auf den Rhein und die weiten Rheinwiesen.

Es erscheint als sehr wahrscheinlich, dass sich Moortgat auch während seiner Zeit in Grieth aktiv künstlerisch betätigt hat. Ein Hinweis darauf dürfte sein, dass sich im Nachlass von Frau Haan etliche Werke, überwiegend Gemälde, befanden. Während schwerer Zeiten war es durchaus üblich, dass Künstler statt – nicht vorhandenem – Geld ihre Werke zur Zahlung von Miete und anderen Rechnungen einsetzten. Dokumente, die einen solchen Umstand in diesem Fall bestätigen, sind allerdings bisher nicht bekannt.

Zudem gibt es das große Gemälde einer schwebenden Mutter Gottes über der Silhouette von Grieth (vom rechtsrheinischen Ufer gesehen). Dieses hat er 1950 geschaffen und – nach mündlichen Überlieferungen aus Dankbarkeit für sein Glück während des Krieges – der katholischen Kirche in Grieth, St. Peter und Paul, geschenkt. Dort hängt es bis heute.

Auch der Kalkarer Künstler Heinrich Nauen (* 1. Juni 1880 in Krefeld, + 26. November 1940 in Kalkar) soll nach Berichten in Haus Haan ein- und ausgegangen sein.

Belegbar ist die Tatsache, dass der spätere Klever Architekt Werner van Ackeren (* 9. März 1938) vom Herbst 1953 bis zum Frühling 1954 im „nicht so guten Gästezimmer“ (Zitat: Carola Klever, geb. van Loosen) Unterkunft gewährt bekommen hat. Er war damals in seinem ersten Lehrjahr bei Schreinermeister Johann Rietmann in Grieth (danach bei Obermeister Jacob Basten in Kellen). Die Räumlichkeiten der Schreinerei Rietmann befanden sich damals in dem Haus, in dem heute das Griether Hanselädchen die Nahversorgung der Hansestadt Grieth am Rhein sicherstellt. Van Ackerens Mutter wollte durch seine Unterkunft bei Grete verhindern, dass er während des Winters täglich mit dem Fahrrad von Kellen nach Grieth zu seinem Lehrbetrieb und zurück fahren musste. Während eines persönlichen Gesprächs am 18.10.2023 mit ihm in seinem traditionsreichen Wohnhaus Belvedère (Regenbogen 11, Kleve) erinnerte Werner van Ackeren sich im Alter von 85 noch sehr gut an seine schöne Zeit beim Ehepaar Haan. Nach seiner Gesellenprüfung im August 1956 fuhr er sieben Tage lang – für 800 DM Passage – mit der MS Nieuw Amsterdam nach Amerika. Dort blieb der 20-Jährige 1957/58 am Rockhurst Collage in Kansas City bevor er ein sieben-semestriges Studium der Innenarchitektur an der Fachhochschule in Detmold absolvierte.

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