Architektur
Haus Haan ist ein Wohnhaus im Stil des „Neuen Bauens“, das in den Jahren 1931-32 als Einfamilienhaus für den ortsansässigen Mühlenbesitzer Ludwig Haan, in ortsbildprägender Ecklage am Rande des Ortskerns zum rheinseitigen Damm hin gelegen errichtet wurde. Architekt/en: Matthias „Mathieu“ Jansen (* 14.03.1880, + 21.09.1947, tätig in Goch und Kleve) und nach mündlicher Überlieferung (von Grete Haan an Herrn Dr. Kieser, LVR) unter Mitwirkung von Alfons Mostertz (Kleve).
Haus Haan ist ein kubischer, mehrfach gestufter zweigeschossiger Bau mit weißer Putzfassade über einem klinkerverkleideten Sockelgeschoss. Die Ringofenklinker variieren farbig und mit sind mit sehr stark gesinterten aus dem sonstigen Mauerverband hervorstehenden Kopfsteinen durchsetzt. Konstruktiv handelt es sich um einen traditionellen Mauerwerksbau aus künstlich hergestellten Steinen.
Zur Seitenstraße Fischerwall (auf Niveau des Deichfußes) hin tritt das Sockelgeschoss als Vollgeschoss in Erscheinung, mit einer eingebauten Garage. Der Baukörper als für das Neue Bauen typisches Terrassenhaus ist in seiner Höhe insgesamt dreifach gestuft. Sein höchster Teil ragt turmartig über die Obergeschossdecke hinaus. Zum Schifferdamm (auf Niveau der Deichkrone) hin ist mittig am oberen Ende des turmartigen Gebäudeteils ein mit buntem Glas bleiverglastes rundes Fenster mit Holzrahmen eingebaut. Ein Teil des größten Flachdachs wird als Dachterrasse genutzt und ist mit einem filigranen Metallbrüstungsgitter eingefasst. Die Trauflinien treten leicht hervor.
Der Eingang befindet sich im Erdgeschoss des turmartigen Gebäudeteils in Richtung Rheindamm und ist mit einem schmalen, seitliche über die Fassadeflucht auskragenden flachen Vordach überspannt. Seitlich neben der Haustür verzieren horizontale Bänder aus hervorstehenden, liegend angeordneten Ringofenklinkern im Wechsel mit verputzten, weiß gestrichenen Streifen die Fassade.
Das Erdgeschoss besitzt zur Rheinfront hin einen halbrunden Erkervorbau mit umlaufendem, senkrecht geteilten Fenstern und Austritt im Geschoss darüber. Das Obergeschoss, das eine dem Erdgeschoss nahezu identisch Innenaufteilung aufweist, präsentiert eine andere Verteilung der Fenster.
Für das Neue Bauen außerdem typisch sind die an die Ecke gerückten bzw. bandartig zusammengezogenen Fenster im sogenannten „Damenzimmer“ im Erdgeschoss. Im Obergeschoss dagegen überwiegen Einzelfenster, von denen zwei nachträglich mit Fensterläden versehen wurden. Die bauzeitlichen Holzfenster präsentieren eine senkrechte Flügelteilung.
Architekt/en
Zu dem Architekt bzw. den Architekten von Haus Haan gibt es bisher mehrere, teils widersprüchliche Informationen. Was zweifelsfrei feststeht ist, dass alle Dokumente (Statik und Baupläne), aus der glücklicherweise wiederentdeckten originalen Bauakte, die ursprünglich im Eigentum der Bauherrschaft und auf inzwischen nachvollziehbarem Weg nach Niedersachsen geraten war, von „M. Janssen“ (gemäß Stempel mit Doppel-S) unterschrieben wurden. Die Unterschrift selbst lässt eher auf eine Schreibweise des Namens mit „ß“ schließen.
Die Ingenieurkammer-Bau Nordrhein-Westfalen und die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen schreiben auf Ihrer gemeinsamen Webseite baukunst-nrw zu Haus Haan Folgendes:
„So wie das Haus Haan im Kontext der Griether Architektur ein Solitär ist, so fällt es auch im Werk von Mathieu Janssen aus dem Rahmen: Der 1880 geborene, vorwiegend in Goch und Kleve tätige Architekt, Entrepreneur, Erfinder und Schatzsucher bediente sich meist einer traditionellen Formensprache und legte zugleich Wert auf zeitgemäße funktionale und hygienische Standards – ein Haus Janssens im Internationalen Stil ist allerdings nicht bekannt. Obgleich alle Pläne für das Haus am Griether Schifferdamm allein von Mathieu Janssen als Architekten unterzeichnet sind, stellt sich ein leiser Zweifel ein, ob nicht vielleicht doch ein anderer der Entwerfer des Hauses gewesen sein könnte. Und tatsächlich soll nach mündlicher Überlieferung durch die Ehefrau des Bauherrn, der möglicherweise selbst Beziehungen in Klever Künstlerkreise hatte, Alfons Mostertz aus Kleve der Architekt gewesen sein. Auf seinen Vorschlag hin seien für die Wände „Bauhaus-Tapeten“ verwendet worden. Auch die noch in den 1990er Jahren erhaltene Einbauküche sowie weitere Einrichtungsdetails dürften eher den Vorstellungen Mostertz‘ entsprochen haben. Möglicherweise hatte er sich als Mitarbeiter Janssens einen Namen gemacht, bevor er sich in Kleve als selbstständiger Architekt niederließ – und sich 1931 am Bleichenberg, unterhalb der Schwanenburg ein Wohnhaus baute, das durchaus Parallelen zur Griether Villa Haan aufwies.“
